Samstag, 19. November 2016

Ode an den Sandwichmaker


Gepriesen seist du 
oh Sandwichmaker,
Der du teiltest den Toast 
in gerechte Stücke, 
Der du wärmtest ihn 
und schmolzest den Käse.
Verzeihe mir den Kauf des Strahlenkastens,
Du bist das Größte!
So stille meinen Hunger.

Toast.

Donnerstag, 17. November 2016

Fallen

Er lag da, der Tag war lang gewesen und das Sofa sein willkommener Rettungsanker für einen schrecklichen Tag, eine bescheuerte Woche. Der Teppich lag eng um ihn herum, verbrannte ihn wohlig. Alles um ihn herum war ruhig, seine schweren Augen klappten immer wieder zu und der Kopf nickte rhythmisch. Noch hielt der Kampf an, es war aber eher eine Schlacht. Warum sollte er nicht aufgeben? Darum. Warum sollte er nicht etwas anderes machen? Darum. Er lag also da, schwitzte vor sich hin, sinnierte über die Sinnlosigkeit seines Daseins. Da sein. Dort sein. Nicht sein. Und plötzlich wurde die Stille unterbrochen. Seine Ohren waren auf Alarmbereitschaft, als er aufblickte sah er das Schaf. Es muhte. Er war verwirrt. Offensichtlich. Es ginge wohl jedem so. Da liegst du da, hast einen Tag hinter dir, den du als sinnlos betiteln würdest und plötzlich muht vor dir ein Schaf. Er rannte los, wollte das Schaf betatschen, ihm durch sein Fell fahren und es fragen, warum es sich so benahm wie eine Kuh. Doch er war zu langsam, das Schaf öffnete einfach die Türe und fiel hinunter. Weil er so schnell aufgestanden war und über den Parkettboden schlitterte, konnte er nicht mehr abbremsen. Die Türe führte nicht auf den Flur, wie sonst, Tag für Tag für Tag für Tag. Nein, die Türe führte ins Nichts, welches nicht wie definiert nichts war sondern ein Tiefes Loch. Also fielen Schaf und Mensch, Meter für Meter. Seine Augen begannen sich langsam an die Dunkelheit zu gewöhnen, nahmen nun immer mehr Konturen war. Und plötzlich war das Loch nicht mehr dunkel. Er sah Wurzeln. Ok, das war nachvollziehbar. Sah Regenwürmer, auch logisch. Tiefes loch, Wesen aus der Tiefe. Doch dann kam die Zuckerwatte, die überall von den Wänden waberte und als der junge Mann sich in der ersten Nuss der feinen Schokolade verbiss, sah er wieder das Schaf. Es hatte eine Keule rohes Fleisch zwischen den Reiszähnen. Zerfleischte es regelrecht. Graues Fell sah man zwischen der weißen Wolle. Als er weiterfiel, griff er nach dem Fell des Schafes. Er riss dem Wolf den Schafspelz herunter. Desillusionierte das Wesen, das nicht wusste, dass Schafe nicht Muhten. Teuflisch grinste er, denn er wusste, dass er nun tot war. Entweder durch den Aufprall auf dem Boden,  der voller senkrecht stehender Gabeln war oder durch den Wolf. Wölfe waren doof... Gabeln waren auch nicht spitze, oder doch, ja sie waren spitze... in Fleisch, doch nicht in seinem. 
Der Mann wachte auf, öffnete die Augen und... starb durch die Hand des in schwarz gewandeten Mannes. Er stach ihm das Messer so tief in die Brust, dass er nicht viel davon spürte. Er starb nicht durch Gabeln und nicht durch die Zähne des garstigen Wolfes. Er hatte Glück gehabt. 

Samstag, 12. November 2016

One Night


Stell dir vor, es gefällt sehr
Musik zu singen, immer mehr. 
Immer wieder ein gutes Lied.
Ihr brüllt, krächzt und schreit, 
Habt Spaß so viel, 
niemand achtet tickende Zeit.

Doch dann plötzlich das Sein, 
so brutal, gefühlter fallender Stein.
Vergangenes tut weh, ach Erinnerung!
Im Rausch der Lieder,
Im Tausch der Stille.
Kopf Holz das Schild.
Weiß der Vergänglichkeit, 
weiß des pulsierenden
Schmerz, der bohrt im Innersten wie wild.

Lebe jetzt. Denn gestern war
wie morgen so fern.

Sonntag, 4. September 2016

Dein Stern

Dein Stern - eine Gutenachtgeschichte frei nach "Das kleine Gespenst"

Über unseren Köpfen sind ganz viele Sterne. Wenn es dunkel wird leuchten sie, nur für dich und zeigen dir den Weg. Den Weg nach Hause in dein warmes Bett. Und wenn du dich warm eingepackt hast und dich schön in deine Decke vergraben hast, dann schaut dein Stern, dass es dir gut. Jeder Mensch und jedes Tier hat da oben seinen eigenen Stern, der auf ihn aufpasst, für ihn leuchtet und so versucht all die schlechten Träume fernzuhalten. Auch du hast einen Stern, der auf dich aufpasst. Nacht für Nacht. Über den Tag schläft er, ruht sich aus. In dieser Zeit überlässt er all dies deiner Mama und deinem Papa, deinen Lehrern und allen anderen (diesen Satz bitte individuell anpassen!). Am Tag passen diese tollen Menschen auf dich auf.
Doch nachts, da ist der Stern nur für dich da.
Eines Nachts wollte dein Stern aber mehr erleben. Er kennt dich so gut, weiß wann du schlecht träumst, wann du glücklich bist und wann es dir schwer fällt einzuschlafen. Dann versucht er dir zu helfen, streicht dir mit seinem Leuchten sanft über das Gesicht bis du ruhig schlafen kannst. Der Stern wollte nun aber endlich Abenteuer erleben. Zusammen mit dir! 
Er malte sich aus, was du und die anderen Kinder tagsüber machen. Er stellte sich die tollsten Dinge vor, dachte über Fußball, Rittergeschichten und Bäume klettern nach. All dies konnte der Stern nachts natürlich nie beobachten, denn schlafende Kinder klettern natürlich nicht auf Bäumen herum. Tränen flossen über seine Wangen und auf dein Fenster tropfte leiser Regen. Nacht für Nacht versuchte der Stern länger aufzubleiben, den Sonnenaufgang mitzubekommen. Doch es gelang ihm nicht. Er wachte jedes Mal mit dem Sonnenuntergang auf und schlief ein, als diese ihre Arme um die Erde legte. Nacht für Nacht und Nacht für Nacht. 
Bis,... Ja bis es klappte. Der Stern verschlief plötzlich eine Nacht. An was das lag kann ich dir nicht sagen, doch der Stern wachte plötzlich mitten am Tag auf! Zuerst verstand er es nicht. Kein Stern war um ihn herum, nur... Ja, was war das? So hell... Die Sonne? Ja, das musste die Sonne sein!
Und nun wollte er Abenteuer erleben! Er blickte durch dein Zimmer. Doch er konnte dich nicht finden! Verzweifelt blickte er umher, suchte dich. Doch fand dich nicht.
Als er zur Sonne blickte rüttelte diese an seiner Schulter. Wach auf! 
Der Stirn rieb seine Augen. Um ihn herum leuchteten die anderen Sterne. Er hatte all das nur geträumt! Zum Glück!
Dein Stern blickt in dein Zimmer. Er lächelt. Er sieht dich deinen Teddy Bär fest an dich drücken. Glücklich streicht er über dein Gesicht. Auch du lächelst und kannst dir sicher sein, dass der Stern immer auf dich aufpassen wird!

Donnerstag, 1. September 2016

Blätterwirbel

Es gibt heute zu viele Menschen, die auf Versprechen hören, sich blenden lassen und zur hasserfüllten Marionette werden. Bevor ihr blind jemandem folgt informiert euch. Vergleicht, bildet Meinung. Der Sturz in die Realität ist nach dem Kreuz zu spät. Wenn euch erst hier klar wird, was noch alles hinter einer Partei steht, dann ist das zu spät.
Kleine Kinder dürfen sagen, dass sie das nicht wollten. Sie sollen von ihren Fehlern lernen. Von Erwachsenen erwarte ich aber mehr, viel mehr!



Jeder kennt die Augenblicke, in denen alles zu ruhig erscheint. In der die Zeit still steht und alles wie eingefroren zu sein scheint. 
Das merkwürdige ist, dass zuvor alles anders erschien und das Chaos offensichtlich war. Doch genau in diesem Moment ist alles wie auf dem Kopf, genau wie an jenem Tag dieses merkwürdigen Jahres. Dieses Jahr hatte viele denkwürdige Minuten, die genau so noch nie geschehen waren. Kleinigkeiten blieben bei vielen, doch die eigentlichen Dinge, die geschehen waren, wurden schnell vergessen. Negative Dinge werden zu Ankern in unserem Gedächtnis und schöne Augenblicke sind meist leicht wie eine Feder.
An diesem einen Tag, zu dieser zuvor erwähnten Zeit, folgte auf einen Schlag Totenstille. Der Schlag erschien für das Blatt des großen, uralten Baumes mächtig und als es von eben diesem getrennt wurde war ihm klar, dass alles anders sein würde und es machte sich mächtig Gedanken. Schnell wurde ihm klar, dass dies nicht wirklich sinnvoll war und es stürzte. Obwohl dies ziemlich aufregend und nervenaufreibend klingen mag, war es für das Blatt nun genau der Zustand, den wir Ruhe nennen. Der Moment war klein, eigentlich nicht erwähnenswert, denn erst jetzt fing das Abenteuer für dieses kleine Blatt an. Doch um diese Dramatik zu verstehen, müssen wir etwas in die Vergangenheit blicken. 
Im Herbst verlor der knorrige alte Baum wie jedes Jahr alle Blätter. "Warum" er das machen würde, könnte man sich durchaus fragen. "Darum" wäre wohl die Antwort des Baumes auf eine solch banale Frage. Würde man die Blätter fragen, würde man sicherlich viele Antworten bekommen. Ich habe sie auch schon sagen hören, dass sie nur so sicher gehen könnten, dass die Tiere und Menschen ihre bunten Farben besser sehen könnten. Deshalb würden sie sich freiwillig von den Ästen lösen und sich vor die Füße ihrer Bewunderer legen. Andere böse Stimmen behaupten, dass sich die Blätter und der Baum einmal im Jahr nicht mehr riechen könnten und der Baum sie deshalb abschütteln würde. Wie dem auch sei, im Winter hatte eben dieser Baum keine Blätter mehr und es schmückte ihn eine eiskalte Krone aus weißem, eiskalten Schnee unter dessen Last manche Äste zu knarren und ächzen begangen. Manche von ihnen waren von langen, Spitzen Eiszapfen behangen. Als die Zapfen langsam schmolzen und der weiße Mantel immer dünner wurde, spitzten die ersten Blätter hervor. Unser Blatt war eben eines dieser Blätter und als die ersten Sonnenstrahlen seine Nase kitzelten, genoss es diesen Moment. Mit dem Baum erlebte es leichte wie schwere Tage. Auf den Winter folgte kurze Zeit der Frühling und zu den wenigen Blättern gesellten sich immer mehr dazu. Sie plauderten untereinander, flüsterten mit dem Wind, der durch die Äste streichelte und hatten ihre Freude an den Vögeln, die über tolle Abenteuer zu erzählen wussten. Der Wind, der immer wieder zu Besuch war, hatte einige Male die Idee dem Blatt die Welt zu zeigen, doch noch gefiel es es ihm zu gut, die Versprechen des Windes wogen das Glück beim Baum zu sein nicht auf. Es beobachtete wie die Blüten am Morgen ganz langsam ihre Knospen öffneten und das jeden Tag aufs neue. Dann wusste es, dass die Tage immer weiter vergingen und das Blatt hatte seine Freude daran. Es genoss, wenn der Regen auf seinen Bauch trommelte und der Baum ihm später einige Schlucke zu trinken gab. Ach, es hatte doch ein schönes Leben!
Doch dann geschah es. Bis zu dem vierten des siebten, also schon im Sommer, hatte es den Versprechen der Winde widerstanden. Das hätte es auch an diesem Tag. Wieso sollte es diese wunderbare Lage aufgeben? Direkt neben dem Baum rauschte ein Flüsschen und wenn die Sonne zu stark auf den Baum schien, dann streckte dieser seine Wurzeln einfach ins kalte Nass, was für das kleine Blatt wie eine leckere Eiskugel schmeckte. Und wenn es doch einmal kalt wurde, dann warf der Baum seine Heizung an, die durch jeden Ast und jedes Blatt ging, dabei wäre das Blatt beinahe schon das ein oder andere Mal vor dem Herbst rot geworden. 
Und obwohl es nicht wollte, zerrte ein Sommersturm an ihm. Zerrte immer weiter. Zerrte immer fester. Versprechen wurden gemacht, die anfangs noch abprallten, doch mit ihrer Intensität sich irgendwann in den Kopf des Blattes setzten. Es wurde wie eine bittersüße Melodie. Das Blatt begann den Baum zu hassen. Jede Kleinigkeit wurde nun auf ihn geschoben. Andere Blätter versuchten ihm klarzumachen, dass der Wind nur ein Blender sei, der einen Moment der Unvernunft bei ihm ausgenutzt hätte um Ideen zu säen und es zu manipulieren. Doch das Blatt war sich nun klar, wer Gut und wer Böse war. Wer die Wahrheit sprach und wer log. Es konnte nicht mehr den Idealen des Baumes folgen und lies sich vom Wind wegtragen. 
Mit dem Wind flog es und wirbelte umher. Es fühlte sich wieder so wohl wie zu Anfang seines kurzen Lebens. Die Ideen des Windes trugen es. Doch plötzlich war die Luft wieder ruhig und es segelte widerwillig zu Boden. Hier lag es nun. Hoffte, dass der Wind seine vielen Versprechen hielt und das Blatt nicht vergessen wurde. Doch so geschah es. Es sah nun immer mehr Blätter, die auf dem Boden der Tatsachen gelandet waren. Faule Versprechen sind einfach zu geben und ein Versprechen ist zum brechen da.
Das Blatt war nun schon einige Zeit am Boden, die bunte Farbe war nur Schein und es war nun braun und trocken. Niemand half ihm, denn das Blatt und seine Sorgen waren nur Mittel zum Zweck.

Donnerstag, 4. August 2016

Der Löwe und was?

Basiert auf einer wahren Geschichte, die so oder anders stattgefunden hätte, wenn es doch nicht ganz anders gekommen wäre.


Ich schreibe nun eine Geschichte, weil ich eigentlich tot sein sollte. Doofer Beginn, wer will hier schon weiterlesen? Folgt nun etwas trübsinniges? Etwas lustiges oder etwas mit viel Krawall und wenig Sinn? Es ist die Ungewissheit, die dich weiterlesen lässt, nicht wahr? Ungewiss war für mich auch vieles, bis zu einer Wendung, die es in sich hatte.
Es begann alles mit einem dämlichen, einfach so dahingesagten Versprechen. 
„Wenn ich keinen Studienplatz bekomme, dann gehe ich nach Afrika.“
„Afrika? Wer will heute denn noch nach Afrika?“, sie blickte mich verständnislos an.
„Wenn mich keine Hochschule möchte, dann haben sie mich auch nicht verdient. Dann gehe ich nach Afrika und lasse mich von einem Löwen verspeisen.“
Sie blickte mich nüchtern an und boxte mich in die Seite. In diesem Moment war ihr nicht klar, wie ernst mir dieser saloppe Spruch doch war.

Als die Absage in meinen Briefkasten flog, da fühlte ich mich schon bevor ich ihn öffnete niedergeschlagen. Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt. Als ich den Brief Aufriss und mir die schwarzen Buchstaben hämisch ins Gesicht grinsten, floss mir eine Träne über die Wange. Wie automatisch ging ich zu meinem Bett, auf die Knie und zog eine Tasche hervor. Sie war seit meinem Versprechen gepackt. Eine Reise, die keine Rückkehr erforderte und auch nur leichtes Gepäck. 
Last Minute Tickets nach Afrika waren leicht zu bekommen und so flog ich mit anderen Menschen auf einen Kontinent, den ich nur aus meinen alten Abenteuer Büchern kannte. Der dort immer nur als sehr romantisch beschrieben wurde. Den Kindern verschweigt man lieber politische Situationen und dicke Wasserbäuche.
Während des Fluges machte ich mir Gedanken, was das Ziel für die anderen Passagiere war. Wollten sie Abenteuer erleben? Hatten sie einen neuen Beruf? Oder wollten sie sich alle von einem Löwen auffressen lassen? Hoffnungslos genug sahen sie ja aus... 
Als das Flugzeug landete war ich beruhigt, ein Absturz oder eine Entführung hätte mir gerade noch gefehlt. Plötzlich musste ich grinsen.
Am Flughafen stieg ich in ein Taxi, das mich dort hin bringen sollte, wo noch wilde Löwen lebten. Ich redete mir ein, dass mein Löwe ein besonders wilder Löwe sein musste, kein gezähmter Safari Löwe, der die Menschen schon satt gesehen hatte.
Als wir auf der Steppe angekommen waren, warf mich der Taxi Fahrer aus dem Auto, ich hatte ihm schon all mein restliches Geld gegeben. Der Taxi Fahrer war ein netter Mann, der sich  nicht vorstellen konnte, was meine Pläne waren. Er wollte mir zuerst ausreden, auf die Jagd zu gehen. Ich musste ihm versichern, dass ich in keiner Tasche eine Schusswaffe bei mir trug. Er achtete das Gesetz der Natur, sah im Erhalt der Artenvielfalt Afrikas eine seiner Aufgaben. Diese erfüllte er darin Touristen einfache Benimmregeln zu lehren: 
„In der Natur brauchst du keine Waffe“ 
„In der Natur brauchst du kein Auto, also akzeptiere ihre Grenzen“
„Füttere keine Tiere, sonst werden sie faul“
Dass ich diese Regel verletzen wollte verschwieg ich einfach.

Ich lief Stunden nachdem er mich abgesetzt hatte suchend umher. Die Sonne war schon weit gewandert und war dabei untergehen zu wollen, als ich einen Löwen vor mir stehen sah. Wohlgemerkt ein männliches Exemplar, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde ihn zu motivieren mich zu fressen. Ich lief um ihn, winkte lautstark, legte mich vor ihn, er gähnte nur. Dann kam mir eine Idee. Ich will hier keine Werbung machen, doch Berta aus der Nachbarschaft macht die beste Grillsauce und die hatte ich noch vom letzten Grillazsflug in der Tasche. Ich öffnete sie und rieb mich ein. 
Plötzlich blickte der Löwe mich an, gierig. So musste man sich also fühlen, wenn man sich von blicken ausgezogen fühlt! Ich fühlte mich von Blicken gefressen. Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken, der erst damit endete, als ich sämtliche Zähne im Maul des Tieres zählen konnte.
Und er mich verschlang.

Mit Haut und Haaren. Sprichwörtlich. Durch die Peristaltik seiner Speiseröhre würde ich richtig Magen transportiert. Und da saß ich nun. Im Dunkeln. Wäre das Flugzeug dich abgestürzt! Wieder vergingen Stunden, langsam begann die Magensäure an meinen Zehen zu knabbern. Blödes Gefühl, ganz blöde!
Plötzlich knabberte etwas in meiner Hosentasche. Knabberte... Nein vibrierte! 
iPhone, du lebst? Nicht tot. Ich blickte auf das Display, welches das Abenteuer ebenfalls überlebt hatte, was ich als unglaublich befand. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Displays kleinere Stürze nicht so einfach überleben. Aber das... Schicksal ist manchmal merkwürdig. Auf dem Display waren wenige Worte einer Email zu sehen. 
„ der Status ihrer Bewerbung hat sich verändert...“ 
Ungläubig saß ich im Magen des Ungetiers, des Königs Afrikas. 
Ich öffnete die Email, manövrierte mich mit ein paar Berührungen auf das Display weiter.

„sehr geehrter Herr... Freuen Ihnen mitteilen zu können... angenommen..“

Mist.

Moment.
Ich berührte die andere Hosentasche. Da war es.
Das unnötigste Utensil seiner Reise.
Wozu ein Schweizer Messer, wenn ich gefressen werden möchte, hatte ich mich gefragt, doch der Taxifahrer hatte mich angelächelt:
„Besser du schneidest Äste für Feuer, abbrechen ist nicht gut für Baum.“

Der Löwe schaute sehr verdutzt, als ich mich aus seinem Bauch geschnitten hatte. 

So, jetzt gehe ich also studieren, sitze aber ohne Geld in Afrika fest. Es gibt schlimmeres! Ich habe ja noch über einen Monat Zeit um mich zu beschäftigen.

 Ich studiere! Und zwar genau das was ich möchte, was mir Freude bereitet! Wer hätte das gedacht? 

Samstag, 30. Juli 2016

Der Kuss der Muse

Habe versucht mit Zeitsprüngen und verwirrten Geisteszuständen zu experimentieren. Ich würde gerne von euch wissen, ob es gelungen ist oder nicht. Mein Kopf sagt ja, aber ob man seinem Verstand immer glauben kann?


„Hallo, ich bin die Muse. Wenn ich dich streichle, dann beginnt es. Wenn ich dich küsse, dann fließt es. Worte drängen in deinen Kopf, tanzen umher und erschaffen eine eigene Welt. Wenn du den Kuss erwiderst, dich mir hingibst, dann kannst du der Welt ein Geschenk machen. Doch du sitzt nun hier und meinst ich hätte dich verlassen. Du siehst, du liegst falsch. Ich bin eine der schönsten Göttinnen, doch ich begebe mich zu dir. Zu deinem leeren Blatt Papier und deinem vollen Stift setze ich mich.“ 

Der alte Mann hatte in seinem Leben schon viel geschrieben, hatte Charaktere Leben eingehaucht und anderen eben dieses wieder genommen. Er hatte mit Gefühlen gespielt, Herzen gebrochen und die große Liebe gefunden. Er hatte Orte erschaffen, die bis dahin nur ihm offen lagen und nun der Platz für viele waren. 
Doch irgendwann hatte er das Gefühl alles erzählt zu haben, sich zu wiederholen. Er wollte sich neu erschaffen, wollte dass ihm erinnert würde. Wollte es sich und der Welt beweisen, dass er mehr konnte als das, was man auf der Toilette liest.
Das Dokument, das er an seinem Laptop geöffnet hatte, war bisher nichts wirklich greifbares, nichts. Einige Tage hatte er immer wieder angefangen, getippt um es im nächsten Moment wieder zu löschen. Es gefiel ihm nicht. Ein Gefühl der Leere, der unbegreifbaren Trauer überkam ihn. 
Er blickte die Muse an. Wunderschön, ihr Haar, das leicht lockig war, ihre Augen, die tief in seine Seele blickten, ihre Haut, so rein und doch nicht konturlos. Er wollte sich ihr hingeben, wollte alles. Die Muse lächelte ihn an, leichte Grübchen erschienen auf ihren Wangen, ihre Augen leuchteten. Langsam strich sie über seine Hand, über seinen Arm. Langsam, bis zu seinem Kopf, den sie nun mit beiden Händen festhielt. Als er sich ihr überließ ertönte der dumpfe Klang, wie eine Explosion. Er genoss es, harrte auch noch aus, als sie längst verschwunden war.
Und dann begann er zu schreiben. Es vergingen Stunden und Tage und er konnte nicht aufhören. In seinem Kopf tobte ein Farbenmeer, das wie aus vielen Eimern zusammengeschüttet aussah. Doch langsam begann es zu einem Bild zu verschwimmen Er brauchte keine Pause, nichts zu Essen, nichts zu trinken. Die Muse hatte ihm die Kraft gegeben. Seite um Seite schrieb er. Verwischte die Grundfarben zu einer Geschichte, die glänzte, schummerte, aber doch bedeutend  sein würde. 
Er schrieb immer weiter und weiter. Er musste nichts ein zweites Mal lesen, die Gewissheit war stark.  Es wurde tatsächlich etwas Neues, nichts banales. Mit der Banalität würde er ein für alle Mal abschließen. Sicher würden einige mit dem Bruch nicht klarkommen, würden das Buch enttäuscht zur Seite legen. Doch viele würden bemerken, was sie da in der Hand hielten. 
Das zufriedene Lächeln breitete sich zu aller erst in seinem Innersten aus, hatte schon längst den Klos in seinem Hals weggespült. 
Als er den letzten Satz beendete schlief er ein. Das Lächeln war nun nach Außen gedrungen, er strahlte wie schon lange nicht mehr. 
Die Muse holte ihn zu sich, strich noch einmal über sein Haar und zeigte ihm den Weg. Die Pistole, mit der er vor einigen Tagen die Stimmen aus seinem Kopf vertreiben wollte, lag neben seinem Schreibtisch. Sie war nun schon lange kalt.  Sein Werk flimmerte während dessen auf dem Bildschirm, wartend auf seine Entdeckung.

Die Stimmen hatten ihm vieles gegeben, die Geschichten eingeflüstert, die absurdesten Ideen möglich gemacht. Seine Erzählungen zeugten durch sie von der oft erwähnten Leichtigkeit. Leicht beschrieb er das Unmögliche, das Unerwartete und verblüffte so immer wieder auf das neue.  Doch die Welt draußen akzeptierte nur seine Werke, nicht ihn.
Als die Stimmen zu laut wurden veränderte er sich zusehends. Die Menschen begegneten ihm mit Verwunderung, darauf folgte meist Angst und Ablehnung.  Er konnte den Schmerz nicht länger ertragen. Sie sagten die Stimmen seien nicht echt, nur in seinem Kopf, es tat ihm weh. So musste sich ein Ausgestoßener fühlen. 
Immer öfter mied er es nach draußen zu gehen, wollte den Menschen, die ihn und sein Innerstes ablehnten nicht mehr begegnen.
Doch alleine mit seinen Gedanken begann er zu begreifen, dass die Stimmen in seinem Kopf nicht seine Freunde waren. Sie sagten ihm, dass es die beste Entscheidung war alle links liegen zu lassen. Doch als sie sagten, dass Marie ihn nie geliebt hatte und ihn deshalb im Stich ließ, schrie er. Schrie so laut er konnte. Er hatte Marie vergessen, seine Tochter, die ihn auch wegen der Stimmen verlassen hatte. 
Als seine Tochter ihn verließ und ihn komplett allein ließ, schafften es die zynischen Murmler, die Krächzer und die Schreier, dass er sie zuerst verteufelte und dann vergaß. Doch nun rissen sie diese Wunde auf, ließen ihn innerlich bluten.
Er begann sich nun zu wehren. Erst zaghaft und dann immer deutlicher. Schrie sie an zu gehen. Jedes Mal, wenn sie wieder meinten etwas sagen zu müssen. Doch sie gingen nicht. Er ignorierte sie, sagte ihnen, dass sie nicht echt seien. Doch sie hörten nicht. Sie hatten ihm so viel gegeben, seine Fantasie, seine Ausdruckskraft, dass sie mehr von ihm erwarteten. 
Doch er wollte ihnen nichts mehr geben, hatte begriffen, dass er durch sie viel mehr verloren hatte. Sein letzter Ausweg sah er in der Pistole.
Als er sie in die Hand nahm lies er sie lange durch die Finger gleiten. Sie war schön, leicht und doch so mächtig. 
„Nein!“, hallte es durch seinen Kopf, seinen Körper. Seine Hand führte die Waffe trotzdem an seine Schläfe. Plötzlich war Ruhe.
Die Stimmen bekamen Angst. Angst, dass es vorbei war, sie einfach ins Nichts verschwinden sollten. Sie gingen in den Untergrund, sein tiefstes Unterbewusstsein, dort wo er sie nicht hören konnte. Doch mit ihnen versteckte sich ein Teil von ihm, er verlor die Kraft zu schreiben. Es ging ihm nicht mehr gut.
Als die Stimmen dies mitbekamen witterten sie ihre Chance, kamen als Muse wieder. Doch der Mann begriff, die Stimmen würden niemals gehen. Er griff zur Waffe, die er für diesen Moment zur Seite gelegt hatte, schoss. Wenige Schüsse sind sofort tödlich, wer viel Pech hat lebt noch einige Tage, wer dabei Glück hat schreibt das Buch seinen Lebens. Doch ob man darin Glück sehen möchte ist eine andere Frage. Zumindest die Muse hatte kein Glück, als der Schuss ertönte wurde sie hinweggefegt. Während der Zeit, in der der Mann seine letzte Geschichte zu Papier brachte, hatte er keine Sinnestrübungen mehr. Keine auditiven oder visuellen Schatten seiner Persönlichkeit beeinflussten seinen Geist. 

Sein Strahlen war noch immer da, als Marie den Raum betrat. Sie hatte ihn nie verlassen, das Jugendamt hatte es damals so entschieden. Sie durfte sich nicht verabschieden, für ihren Vater war sie einfach verschwunden. 
Als sie ihn später, als erwachsene Frau, wieder gefunden hatte war sein Geist zerfressen, erkennen konnte er sie nicht mehr. Sie hatte ihm den Platz in der Klinik besorgt, sich um ihn gekümmert. Das Jugendamt hatte zwar Marie geholfen, doch ihr Vater wurde vergessen. Ohne Behandlung wurden die Phasen, in denen die Stimmen ihn beherrschten, immer länger, bis sie nicht mehr verschwanden. Dank Marie hatte er wieder schöne Tage, konnte atmen. Doch schreiben konnte er nichts mehr. In einem solchen Moment, in dem ihm seine Gedanken ihm gehörten schaffte er es den Pfleger, der ihm zuvor den Laptop zum schreiben gegeben hatte, dazu zu bewegen ihm die Waffe zu besorgen.
Als Marie ihn nun so sah lächelte sie. Lange saß sie an dem Bett, das die Klinik extra so schön hergerichtet hatte. Es war alles etwas kitschig, genau so wie sie die Geschichten ihres Vaters verstanden hatte. 

Montag, 25. Juli 2016

Der Junge im Spiegel

Ich ging an einem windigen Tag den Strand entlang. Mein Ziel war es Glückssteine zu finden, dabei lies ich meine Gedanken kreisen. Manchmal reicht ein kleiner Gedanke, um daraus etwas erschaffen zu können. Bis ich dann meinen Glückssteine gefunden hatte, entstand folgende Geschichte.

Der Junge im Spiegel

Der alte Mann blickte dem Jungen in sein Gesicht. Die Pickel in seinem Gesicht zeugten von wenig Erfahrung. Der Mann fragte sich, ob diese kurze Lebenszeit schön war oder ob der Junge es nicht erwarten konnte  alles hinter sich zu lassen. 
Doch während seine Gedanken in ihren Bahnen kreisten wurde sein Blick klarer. Es stand kein Junge vor ihm, er stand vor einem Spiegel und blickte in sein eigenes Gesicht. Die Pickel waren lange keine Pickel mehr, es waren Narben. Narben, die nicht von längst vergangenen Pubertät zeugten, sie stammten von seinem Vater. Sie waren Geschenk,  weil er nie das erreichen konnte, was von ihm erwartet wurde. Sein Vater war schon immer leicht zu erregen und wenn das geschah war man besser nicht in seiner Nähe. Doch manchmal konnte man dem Sturm  nicht entkommen. 
Zu seinem 14. Geburtstag bekam er seine erste Narbe geschenkt. Als sein brandneuer Football nach dem ersten Wurf seines Vaters gegen seinen Kopf klatschte, wurde sein Kopf noch fester gegen den nächsten Tisch geklatscht. 
Seine Kindheit erschien ihm immer grausamer, niemand war da ihm zu helfen. Seine Mutter hatte ihren Mann schon lange verlassen und ihn einfach allein bei ihm gelassen, dem Monster, wie sie ihn nannte. 
Dem alten Mann floss eine Träne über die rechte Wange, sie brannte auf seiner faltigen Haut und als sie seinen Mundwinkel erreicht,  schmeckte er das Salz. Salzige Erinnerungen, die jedes achso schöne weitere Erlebnis immer eine falsche Grundwürze verlieh. 
Von den Gefühlen wie gelähmt sank er in den Stuhl, den Kopf in seine Hände gestützt. Der Kopf wurde immer schwerer und die Tränen fanden nun immer mehr ihren Weg. Er sank weiter in den Stuhl, sah von außen aus wie ein leerer Kartoffelsack. Ein Häufchen Elend.
Dabei bemerkte er schon lange nicht mehr die zwei Personen im Raum. Hier war es eingerichtet wie ein stereotypes Krankenzimmer. Alles war in weiß gehalten, am Fenster stand ein Krankenbett. Direkt neben der Türe befand sich ein Waschbecken mit Spiegel, vor dem er nun saß, kauernd. Hinter ihm stand ein deutlich jüngerer Mann, sein Gesicht hatte Narben, kleine und große. 
Hätte der Vater ihn bemerkt wäre es ihm vielleicht wieder bewusst geworden, dass die Geschichten, die ihm gerade so viel Kummer bereiteten, nicht seine waren, sondern die seines  Sohnes. Dass er der Vater war, der manches Mal das falsche Maß angewendet hatte. 
Der Sohn war im regen Gespräch mit einer steril gekleideten Frau mittleren Alters. Sie hielt ein Klemmbrett in der linken Hand, mit der rechte Hand machte sie darauf Notizen, hakte Punkte ab und strich unnötiges durch. 
„Ihnen ist sicher bewusst, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. In den letzten zwei Monaten verlief alles extrem schnell, eine Besserung ist leider nicht mehr in unserem Erwartungsspielraum. Wir gehen davon aus, dass echte lichte Momente nicht mehr oft seinen Verstand ordnen werden.“
Der junge Mann nickte langsam, schien abzuwägen, was er sagen sollte. Langsam atmete er tief ein und räusperte sich. Er blickte noch einmal zu seinem Vater, der heute nur noch ein Schatten von seinem früheren Ich war. 
„Wissen Sie, mein Vater war nie perfekt. Wenn er einen zu viel gegen den Durst getrunken hatte wurde er oft aggressiv. So hat er auch meine Mutter vertrieben, die eines Nachts Hals über Kopf abgehauen ist. Ich blieb bei ihm, wollte ihm helfen. Wir verstanden uns auch sehr gut und er war mir ein toller Vater. Jedoch war er betrunken wie rasend und so entstanden auch die“, er strich über die Narben, „ich habe aber trotzdem zu ihm gehalten, wenn er mit der Flasche in der Hand einschlief habe ich sie entsorgt. Es war nicht immer einfach, aber gemeinsam schafften wir, dass er immer seltener zur Flasche griff. Ich war sein Halt, sein Anker, der ihn immer wieder erdete. Schließlich war er trocken.“ 
Wieder schweifte sein Blick zu seinem Vater. In den letzten Jahren war ihre Beziehung wieder so intensiv geworden wie in seiner Kindheit und Jugend. Nur Alkohol spielte keine Rolle mehr. Grund dafür, dass sie sich plötzlich öfters als Weihnachten und Geburtstage zu sehen bekamen war ein sehr wirrer Anruf. Der Sohn, der sich deshalb große  Sorgen gemacht hatte, zog nach kurzem Überlegen wieder bei seinem Vater ein. Dieser musste nichts sagen, dass hier etwas absolut nicht so lief wie es laufen sollte war schnell klar. Es brauchte aber einige Zeit, bis der Vater sich dazu überwand dem Sohn von seiner Krankheit zu erzählen. 
Die Dame mit der sterilen Kleidung hörte betroffen der Geschichte zu. Trotz ihrer Professionalität, ihrer Distanz wirkte sie traurig.
„Ihr Leben war sicher nie einfach, aber wie kam es nun zu dem Entschluss ihres Vaters?“
„Als Vater mir von den Veränderungen seines Geistes, seines Denkens und seinem Verhalten erzählte machte mich das sehr traurig. Ja, er hatte schon früher Probleme, doch abseits davon war er der Mensch, der mir damals am wichtigsten war. Er hat mich zu dem gemacht was ich heute bin. Mit den guten Dingen die er mir vorgelebt hat lehrte er mir so viel Richtiges. Er zeigte mir was falsch und was richtig ist. Er unterstützte mich immer in meinem Drang mich dem Schreiben zu widmen. Hat mich immer gestärkt weiter zu machen und nicht aufzugeben. Mit den schlechten Dingen“, wieder strich er über seine Narben,“zeigte er mir wie es nicht geht. Hier war er mir zwar kein Vorbild, aber was sagt man.... Auch durch schlechte Vorbilder kann man gute Dinge lernen. 
Ich liebte ihn über alles, sowohl seine Kanten als auch seine sanfte Seite. Und als er mir dann sagte, dass er, wenn er sich noch weiter verändern würde und ein Weg zurück nicht möglich sei den Schlussstrich ziehen wollte akzeptierte ich dies. Er war immer der Lebemann, dem Bewegung und Natur so viel Kraft gab, deshalb verstand ich es, dass er niemals so enden wollte.“ Für einen kurzen Moment erwartete auch er den salzigen Geschmack von Tränen, doch er hatte sie in den letzten Monate alle aufgebraucht. „Gemeinsam setzten wir seinen Wunsch auf Papier. Zuvor war Sterbehilfe legalisiert worden und so hatte er die Sicherheit, dass seinem Wunsch nachgegangen wird. Ab hier genossen wir so weit wie möglich das Leben. Er hatte sich eine Liste mit Dingen angelegt, die er noch erleben wollte und wir schafften noch so einiges.“ Zum ersten Mal strahlte der Mann für kurze Zeit, bis er noch einmal kurz inne hielt. „Wir hatten das Ritual, dass er mir am Abend vor dem zu Bett gehen sagte, dass alles in Ordnung war. Er hatte den Wunsch, dass wenn er dieses Ritual brach wir zu Ihnen kommen. Das war nun vor vier Wochen. Wie geht es nun weiter? Sie wollen ihn doch nicht so seinem Schicksal überlassen?“
Wieder blickte die Frau verständnisvoll, aber professionell. Das Gesetz schrieb vor, dass Arzt und Patient sich diese vier Wochen Zeit nahmen sich kennen zu lernen. 
„Sie wissen, dass das Gesetz in Härtefällen greift. Niemand soll hier Hilfe bekommen, der nur aus einem Gefühl heraus diese Entscheidung getroffen hat. Ihr Vater wird hier also das bekommen, was er verlangt hat. Er hat es zu einem Zeitpunkt verlangt, in dem es ihm noch deutlich besser ging und normalerweise muss eine solche Entscheidung, die schon länger zurückliegt, noch einmal mit mir oder einem anderen Psychologen überdacht werden. In Gesprächen. Dies war mit ihrem Vater zu keinem Zeitpunkt mehr sinnvoll möglich. Sehe ich richtig, dass Sie sein letzter naher Verwandter sind?“
„Ja.“, der junge Mann wusste nun was kommen würde. Er war vorbereitet. Auch das hatten er und sein Vater von Anfang an besprochen. Würde die Krankheit sich so schnell in seinem Kopf ausbreiten, müsste der Sohn seinen letzten Willen noch einmal stellvertretend aussprechen. Er müsste für ihn das letzte Geschäft seines Lebens tätigen. 
„Gehen wir in mein Büro, ich habe dort die nötigen Papiere schon vorbereitet.“, die Frau setzte sich in Bewegung. Der junge Mann legte noch einmal seinem Vater die Hand auf die Schulter und dieser blickte ihn mit leerem Blick an. „Ich bin gleich zurück, Papa.“

Der Junge im Spiegel lächelte, er freute sich.

Im Büro erklärte die Dame die weiteren Schritte. Eigentlich waren es nur noch drei Unterschriften, ein Kreuz und sein Vater wäre frei. Frei von diesem Tunnel, der kein vorwärts kannte, sondern ihn immer wieder gnadenlos nach hinten schleuderte und ihm einen Blick auf die schlimmsten seiner Erinnerungen gewährte. Der Tunnel war grausam, er zeigte seinem Vater nie Erinnerungen, die schön waren, für Sohn und für Vater die Basis ihrer so engen Beziehung waren. Der Tunnel wollte ihm schmerzen, zeigte falsche Perspektiven, ließ ihn den Schmerz seines Sohnes fühlen. Noch grausamer wurde der Tunnel, wenn der Verstand doch die Fluchttüre fand, dann versuchte er wie ein riesiges Staubsaugerrohr den alten Mann wieder hinein zu ziehen. Und der Tunnel lernte dazu, konnte immer schneller reagieren, zog und sog am Verstand, so dass auch die klaren Momente in den letzten Tagen noch mehr Kraftreserven aufgebraucht hatten, bis der alte Mann die Fluchttüre verfluchte und sich ergab. Der Tunnel war sein Gefängnis geworden, das unaufhörlich gegen ihn arbeitete. 

Mit den drei Unterschriften und dem Kreuz an der richtigen Stelle löste der Sohn die Ketten seines Vaters. 
Die Frau in weiß ordnete die Blätter in einen kleinen Ordner ein, auf dem der Name des Alten stand. Sie legte ihn bei Seite und nahm das Telefon zur Hand.
„Ben? Ja,... Genau... Ja... Zimmer 4. Genau... Jetzt.“, sie legte das Gerät auf den Tisch und wandte sich wieder dem Mann zu. „Ein Pfleger wird ihrem Vater nun das Mittel verabreichen. Wenn Sie wollen können Sie ihn nun bei seinen letzten Schritten begleite.

Der alte Mann lag nun im Krankenbett. Der Sohn setzte sich zu ihm, nahm seine linke Hand und der Vater versuchte zuzudrücken. Der früher so starke Händedruck war nur noch ein Hauch von dem, was er einmal war. Früher schrie dieser Druck den Willen des Vaters heraus alles ändern zu wollen, besser zu werden. In manchen Momenten hatte den Sohn die pure Kraft eingeschüchtert, doch oft gab sie ihm im Gegenzug Gewissheit und Sicherheit.
Ein schwacher Händedruck kam einer Resignation gleich, die Last des Lebens hatte ihn in der Zielgerade eingeholt.
 Die Augen waren noch immer offen und es war Leben in sie zurückgekehrt. Sein Vater hatte ein letztes Mal die Kraft aufgebracht und die Fluchttüre noch ein letztes Mal weit aufgestoßen. Zwar war kein Feuer in ihnen zu sehen, doch er blickte ihn an und erwiderte noch einmal stärker den Händedruck.
„Mein Sohn ich liebe dich! Denk an unsere Besuche im Zoo, denk daran was wir dort entdeckt haben. Ich möchte dort, wo ich jetzt hingehe ein Buch darüber lesen. Du kannst so schön schreiben, ich freue mich darauf!“ Eine letzte Träne floss sein Gesicht herunter, als sein Sohn ihm zum letzten Mal auf die Stirn küsste.

Die Besuche im Zoo waren die schönsten Kindheitserinnerungen des jungen Mannes. Sein Vater war dort Wärter gewesen, kannte jede Ecke und jedes Tier. Für ihn waren es nicht nur Tiere, für ihn waren es Persönlichkeiten. Über jedes Tier konnte er Geschichten erzählen und zwar so lebendig, dass der Sohn sich niemals sicher war, ob sie der Wahrheit entsprachen oder Kinder der Phantasie seines Vaters waren. Hier war der Ort, an dem sein Vater wieder Kind sein konnte. Er erzählte Geschichten über den tatzigen Bären, der die Bienen gegen alle Gefahren beschützte und zum Dank immer etwas Honig abbekam. Er erzählte vom Adler, der die Freiheit genoss über die Wälder zu fliegen. Als der Adler jedoch einmal zu hoch geflogen war wurde es ihm zu kalt, seine Federn wurden steif und er stürzte in den höchsten Baum. Die Geister des Waldes retteten ihn, trugen ihn langsam zurück auf die Erde,  wo sie ihn warm mit ihrer Liebe ummantelten und lehrten ihn die Kunst der Bodenständigkeit.
Natürlich erzählte er ihm auch vom Wettrennen vom Hasen und Igel, das in einem regelrechten Festschmaus für den Fuchs endete, als der Hase tot zu Boden sank. Zuvor hatte der Fuchs Meister Lampe schon oft versucht zu fangen, bis er mit Meister und Frau Stachelig gemeinsam den Plan schmiedete den Hasen zu vernichten.
Die vielen Geschichten hatten ihn geprägt, auch die nötige Kraft gegeben seinem Vater die unschönen Situationen zu verzeihen und ihm immer zu helfe. Wie der Bär den Bienen, die ihn zwar manchmal stachen, doch in jeder Beziehung gibt es Geben und Nehmen. Höhen und Tiefen. Dank der Geschichten wollte er das Schreiben lernen und dank dem war er heute das was er war. Er sah niemals nur Menschen um sich herum, sondern ihre Geschichten, das was sie zu dem machten was sie waren. Und so drückte er nicht nur seinem Vater die Hand sondern seinem Freund, einem Mann, der zum großen Teil ein gutes Leben gehabt hatte und das er, der Sohn begleiten durfte und daran teilhaben durfte.

Der Junge aus dem Spiegel war nun frei und lachte unbekümmert. Glück.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Quak

Alles ist einen Blick wert. Unsere Liebe und unseren Respekt. Und vieles erkennt man erst, nachdem man es zum hundertsten Mal angeblickt hat. Kleinigkeiten sind das was das Leben wertvoll machen.

Der ohrenbetäubende Quak 
des laubgrünen Frosches.
Dröhnt im Ohr und doch so schön.
Es kommt von hier, es kommt von dort,
suchst du es ist es dann fort.
Verhallt im endlos scheinenden Nichts,
das dich umgibt, dich hält im Jetzt.
Doch schließlich, völlig unbedacht,
der Frosch hüpft an einen fremden Ort.
Dein Aug ihn sieht,
dein Herz es rast, voll Freud.
Das Leben und sei es noch so klein
ist wunderschön,
doch nicht begreifbar.
Braun oder grün?
Der Frosch ist fort.

Mittwoch, 20. Juli 2016

Das Gefühl

Kennt ihr das? Ein Geräusch, ein Schmerz, ein Gefühl das so lange anhält, dass man es einfach nicht mehr wahrnimmt. Es tritt ins Unterbewusstsein, der Körper schützt sich. Er gewöhnt sich an die Belastung und obwohl wir es nicht mehr wahrnehmen, leidet unser ganzer Körper darunter.


Eines Tages war es anders. Was es war konnte er nicht sagen, es war einfach anders. Er war aufgestanden, hatte sich gewaschen und saß nun bei seiner zweiten Tasse Kaffe, die Zeitung vor sich auf dem kleinen Tisch in der Küche ausgebreitet. 
Die Marmelade auf seinem Toastbrot tropfte immer wieder auf die grauen Seiten, es störte ihn nicht, die dicke süße Schicht auf dem labbrigen Brot war ihm eines seiner liebsten Rituale. 
Die Zeitung berichtete wieder einmal über die schrecklichsten Dinge des vergangenen Tages. Seit dem Weltmeistertitel, der nun auch schon wieder zwei Jahre zurück lag, hatte er keine wirklich freudige Nachricht auf der Titelseite wahrgenommen. Es wurde nicht mit Blut und Angst gespart. Knochen für die hungrigen Gaffer. 
Er nahm wieder einen großen Schluck aus der Tasse, die er vor über zwanzig Jahren auf einem Rummel beim Dosenwerfen gewonnen hatte und die für ihn der Halt am Morgen geworden war. Ihm schmeckte auch heute der Kaffe noch nicht, doch als sein Vater ihm den ersten Schluck angeboten hatte und seine Mutter nicht hinsah, da fühlte er sich zum ersten Mal älter. Respektiert vom Vater. Seit diesem Tag gehörte das dunkelste aller Getränke zu seinem Morgen, durfte nicht fehlen. 
Die Zeitung las er gründlich, den Sport legte er zusammen um ihn später neben die Toilette zu legen. 
Während er las  aß er Schnitz für Schnitz eine sehr süße Orange, die er zuvor gründlich geschält und zerteilt hatte. Er genoss den Zucker, die Konsistenz der Stücke und den sanften Geschmack, der seine Zunge umhüllte.. Er hatte es schon einmal mit Mandarinen und Kiwis versucht, doch nichts war vergleichbar mit den kleinen Orangen von dem noch kleineren Laden, der zwei Straßen weiter sich  in einer Ecke versteckte.
Als er den letzten Schnitz gegessen hatte war er mit der Zeitung fertig. Fühlte sich informiert. Doch die guten Nachrichten wurden jedes Mal verdrängt, traten freiwillig in den Hintergrund. Umso mehr konnte er sich über die böse Welt aufregen. 
Wie immer schrieb er mit hochrotem Kopf einen Leserbrief. Sie alle ähnelten sich, die wenigsten wurden veröffentlicht. 
Eigentlich sollte das ein guter Start in den Tag sein, denn es war wie immer. Doch etwas störte ihn. Er kam nicht darauf. Mit einem unguten Gefühl ging er zur Arbeit, plötzlich ging es ihm wieder gut. Das Gefühl, das sich bis diesen Moment gehalten hatte, war einfach verschwunden. Nach Feierabend stieg er ins Auto, immer noch lächelnd, beseelt von seiner Arbeit.
Voller Freude stieg er aus dem Auto, stieg die drei Stockwerke nach oben, um von dem unguten Gefühl in seiner kleinen Wohnung wieder übermannt zu werden. 
Mit zitternden Händen ging er in die Küche, öffnete die Wasserflasche, die er sich am Morgen mit einem Glas vorbereitet hatte und plötzlich war Stille und es ging ihm gut.

Es gibt so viele Dinge, die können wir nicht beeinflussen. Die Wahrnehmung von Nachrichten, die unbewusste Einordnung in wichtig und unwichtig, die dazugehörenden Gefühle und eben das nervende, konstante Tönen einer nicht ganz verschlossenen Wasserflasche. Das gilt es zu akzeptieren und jederzeit zu hinterfragen. Sonst wird der Verstand zum Gauner und wir zu einer unzufriedenen Marionette, deren Fäden so viele in der Hand halten und doch so wenige. Chaos, das alles in ein großes Wirrwarr verwandeln kann. Es geschieht alles unbemerkt, Schmerz im Unterbewussten ist der Schlimmste, der dreckigste von allen.

Dienstag, 19. Juli 2016

Der traurige Clown

Jeden Tag lesen wir schreckliche Nachrichten. Gewaltakte gegen Minderheiten, Andersdenkende. Es macht mich in meinem Herzen traurig, wenn Menschen nur aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe oder Sexualität in ein Klischee getrückt werden. Es ist die einfachste Art Gewalt und Terror, aber auch Hass und Ablehnung einen Grund zu geben.




"Es war einmal ein Clown, der lebte in einer Stadt, in der die Bewohner Veränderungen hassten. Sie lehnten es so stark ab, dass sie um ihre Stadt herum eine Mauer bauten. Stein für Stein, immer höher. Der Clown war der einzige, der jeden Tag versuchte Farbe ins Spiel zu bringen. mal war er der fröhliche Clown, mal der traurige und manchmal auch der Wüterich. Er konnte die Gleichheit, den Stillstand seiner Nachbarn eigentlich nicht leiden, sah dies aber als seine Lebensaufgabe an; etwas zu ändern. So ging es Tag ein, Tag aus.
Eines Tages geschah jedoch, wie überall auf der Welt etwas, das keiner wollte und auch keiner erwartet hatte. Ein junges Mädchen lag im Sterben, doch keiner der Ärzte sah sich im Stande zu helfen, denn keiner war Chirurg. 
Chirurgen erhalten kein Leben, Chirurgen verändern! Pflegten die Ärzte seit jeher zu sagen. Doch in diesem Moment begriffen sie, wie ungeschickt diese Einstellung in diesem Moment doch war. 
Der Clown bekam nun den Auftrag, dem Mädchen zu helfen. Denn er war der Einzige, der sich aus der Stadt heraus traute um Hilfe zu suchen. 
So begab er sich aus der einzigen Türe der Mauer. Lange musste er nicht suchen, denn Dr. Prof. Scherenmeister hatte sich einen derart guten Ruf aufgebaut, dass nur dieser für den Clown in Frage kam. Er erklärte ihm den Fall und der Doktor lächelte und meinte, dass dies eine einfache Aufgabe für ihn sei und dass er mit Leichtigkeit helfen könne. 
In der Stadt angekommen hasteten die beiden ins Hospital. Dort zog der Chirurg zum ersten Mal seine Handschuhe aus. Als der Clown die Hände sah, wurde er traurig, er wusste wie die Stadtbewohner reagieren würden. 
"Der hat ja gar keine Hände! Das sind.... sind Scherrrrren!" Das Pack war aufgebracht. Der größte von ihnen packte ihn am Kragen und warf ihn kurzerhand aus der Stadt.
Als das Kind schlussendlich starb blickte der Clown traurig auf seine Stadt. Hier wollte er nicht mehr bleiben! Also ging er.
Außerhalb der Stadt lebten Menschen, die über seine Witze lachten, die einander halfen und denen es egal war, wenn ihr Gegenüber anders war. Obwohl der Clown dort niemand kannte und er absolut fremd war wurde er herzlich aufgenommen und war schnell ein Teil von ihnen. 
Jahre später kam der Clown zur Stadt zurück. Sie lag in Schutt und Asche. Die Menschen waren ihrem eigenen Hass erlegen und hatten sich selbst getilgt.
Der Clown ließ die Reste der Stadt niederwalzen und errichtete auf ihrem Grund einen riesigen Spielplatz. Fortan lachten, spielten, streiteten und versöhnten sich hier tausende von Kinder. Kinder sind der Grundstein für eine Welt ohne Hass, für Akzeptanz und Liebe. Verwirkt das nicht, kein Mensch ist böse geboren."

Als der junge Mann seine Rede vor den Demonstranten beendet hatte flogen Steine. Es wurden Parolen skandiert. 
Er trat noch einmal vor das Mikrofon:
"Kein Mensch ist böse geboren, aber warum baut ihr keine Mauer um euch und lasst uns in Ruhe? Wer niemals etwas neues zulässt und immer auf dem Alten beharrt, in allem neuen Gefahr wittert, der lebt im Gestern. Früher war nicht alles besser, also lasst es zu, dass sich die Uhren weiter drehen. Erfahrt etwas neues, genießt die Vielfalt. Wer das nicht kann, soll hinter seiner persönlichen Mauer bleiben, aber den Rest der Welt doch bitte schön in Ruhe lassen!"

Montag, 18. Juli 2016

Wasserkreise

Es ist nicht immer das Offensichtliche und jeder von ist mehr als seine Oberfläche, als seine Hülle. Oft müssen wir uns erst selbst kennenlernen, unser Selbst verstehen. 

Hör auf dein Herz
Schau in das Wasser,
Sehe dich.
Wirf den Stein,
Die Kreise breiten
Sich langsam aus.
Hörst du die Vögel,
Siehst du die Wolken?
Riechst du den Regen,
Spürst du den Wind?
Schau in das Wasser,
Dein Gesicht, 
Von Kreisen verzerrt.
Du bist mehr, als man sieht.
Schau in dein Herz.

Sonntag, 17. Juli 2016

Nebel

Es war vor ungefähr fünf Jahren. Ich fuhr mit meinem Rad von der Arbeit nach Hause, wie immer schön abseits des Verkehrs und in Gedanken versunken. Ich fuhr an Äckern und Wiesen vorbei, überall lag schwerer Nebel und ich fuhr mitten durch. Ein merkwürdiges Gefühl.
Zu Hause angekommen begann ich zu schreiben. Gedanken, die mir schon in dieser Situation gekommen waren, nur noch in Form bringend. Ganz klassisch mit Stift und Papier. Der dicht beschriebene Zettel hing nun Tag ein Tag aus mit einem Dartpfeil an der Scheibe über meinem Bett. Vor ein paar Tagen nahm ich das Gedicht wieder in die Hand und begann es endlich abzutippen. Dabei versuchte ich Fehler zu entdecken, Grobes zu schleifen und die Form allgemein angenehmer zu gestalten. Hier das Ergebnis:



Auf dem kalten Felde, der Nebel lag schwer,
Dort wo die Qual geerntet wird,  tobte das Heer.
Die Männer sie kämpften, kein Ruhm und kein  Geld;
Die Männer sie starben für nichts, niemand ein Held.

Dort waren zwei Männer, wie Brüder; doch getrennt;
Beste Freunde, doch in der Farbe Gefühle gehemmt. 
Der eine war gegangen, fremde Ideen abgelehnt
Sein Land so gehasst, immer nach Freiheit gesehnt. 

Zusammen standen sie dicht an dicht, die Spannung so stark,
In einem Kampf der vieles verändern sollte, bis ins Mark.
Wollten keine Zahl sein, Mensch sein nicht vergessen
Nicht für Gierige sterben, die von Macht besessen. 

Der Eine, der Andere, sie konnten nicht, wollten nicht.
Der Andere nahm seine Waffe, Stillstand,  mit guter Sicht.
Er drückte ab und richtete sich, wollte Mensch sein
Der Eine nahm seine Hand, Stillstand, du bist mein!

Er tat es ihm nach, da lagen nun zwei, dicht an dicht;
Zwei Farben, zwei Leben, zwei Feinde, zwei Freunde;
Licht im Einheitlich dristen Schwarz und Weiß
Auf dem kalten Felde, der Nebel verflog leis.