Samstag, 4. November 2017

Das Paprikaschwein

Es war einmal eine Sau, die hatte 5 kleine Ferkel. 4 waren einfach nur normale  Ferkel und als brave Ferkel aßen sie natürlich alles, was der Bauer ihnen gab: verschrammte Äpfel, harte Brötchen und am aller, aller liebsten hatten sie den leicht gammligen Salat, schön braun und maaaatschig: „Jami, Schmatz, Schmatz!!“. Und wenn sie fertig mit ihrem Essen waren grunzten sie einmal laut, torkelten mit ihren vollen Bäuchen zurück zum Schlamm und waren wieder zufrieden. Am liebsten würden sie den ganzen Tag dort in der Kuhle verbringen... aber dann müssten sie auf ihr Lieblingsessen verzichten und naja... das ging nun mal so gar nicht!!

Das fünfte Schwein war aber ganz anders. Es verabscheute den Schlamm!! Der war einfach nur eklig... und bevorzugte ein gutes Bad im nahegelegenen See. Es roch immer so frisch, dass seine Brüder und Schwestern ihre Nasen rümpften, wenn sie ihn von weitem sahen (nicht rochen). 

Doch noch viel schlimmer war die Angewohnheit des kleinen Schweins, die angeschrammten Äpfel immer links liegen zu lassen, auch den glibbrigen Salat fand es einfach nur zum davonlaufen. Denn seit es einmal eine Paprika vom Gemüsefeld des Bauern stibitzt hatte konnte es von diesen Paprikas nicht mehr genug bekommen. Vor allem die gelben, aber auch die grünen und manchmal auch die roten!! Einfach nur lecker!! Es war aber sehr schwer diese auch frisch zu bekommen, sie immer nur zu stibitzen war natürlich ein zu großes Risiko... denn lange Finger lohnen sich nie und die Frau vom Bauern hatte immer ein Auge auf ihr Gemüsefeld!! Das Schweinchen hatte vermutlich sehr viel Schweingehabt, dass es beim ersten mal schon nicht erwischt worden war...  Das Glück wollte es nicht noch einmal herausfordern. 

Und so hoffte es jeden Tag aufs neue, dass der Bauer nicht nur Äpfel und Salat auf ihrer Speisekarte stehen hatte, sondern auch möglichst frische Paprika. Und was soll ich sagen? Die Glückssträhne wollte nicht abbrechen!! Jeden Tag gab es aufs Neue feine Paprika und das Ferkel fraß sie in sich hinein, bis der Bauch anfing zu spannen, dann machte es ein Verdauungsnickerchen und schwamm danach im Wasser, es wollte schließlich nicht fett werden!! So war das fünfte Schwein also fit und froh... es hatte an keiner Stelle zu viel Bauch... Doch eines war merkwürdig... Die rosa Haut hatte überall gar merkwürdige Flecken!! Rote, grüne und gelbe Flecken... 

Schnell war klar: die Paprika waren schuld!! Es war kein gewöhnliches Schwein mehr, nein, es war ein Paprikaschwein!! Die arme Sau wurde von den anderen nur noch aufgezogen... Es wurde sehr, sehr traurig.. Es hatte sich nie etwas aus den anderen gemacht und fühlte sich bis dahin auch nie einsam... Doch die anderen Schweine wussten, wie sie das armen Paprikaschwein ärgern konnten... sie lachten es aus und machten böse Reime (die hier nicht erzählt werden sollten!). 

Irgendwann fiel dem Bauern  auf, dass dieses Schwein kein gewöhnliches Schwein war... er fand das Paprikaschwein richtig toll!! Von überall her lud er Zeitungsreporter ein, das Schwein kam sogar im Fernsehen und wurde sehr schnell weltbekannt. 

Und die Brüder und Schwestern unseres Schweins staunten nicht schlecht, als sie eines Tages auch nur noch Paprikas vor die Schnauze bekamen... und bald auch überall von diesen bunten Punkten übersät waren!! Jetzt hatten sie nichts mehr zu lachen!! 

Und so, mein lieber Zuhörer entsteht die so beliebte Paprikawurst. Das ist ja total logisch, wie soll sonst die Paprikas in die Wurstscheiben kommen? Die kann ja unmöglich jemand per Hand reinmachen... da wäre er ja bis zu Sanktnimmerleinstag beschäftigt... 

Unser fünftes Schwein lebt übrigens immer noch glückselig beim Bauern, denn es war einfach etwas besonderes und der Bauer hatte es einfach liebgewonnen!!


Dienstag, 22. August 2017

Grau zu Bunt

Stell dir vor der kleine Manne,

trägt den Anzug grau in schwarz.

Läuft den Weg, den Immergleichen,

Schritt für Schritt zur Arbeit hin.

Dort wo er das immer Selbe,

immer immer wieder tut.

Auf der Straße bei den Leuten,

wuseln wie die Ameisen,

tritt er unsanft in ein Loch.

Und der kleine Mann ganz leise,

fällt und nicht mehr weiter kann.

Alle Welt ihn liegen lässt

ein Schicksal von Vergesslichkeit.

Bis, ja bis die Kinderhand

seine nimmt und kräftig zieht.

Als er in die Augen blickt,

ehrlich, freundlich und lebendig,

wird sein Herz, das ach so graue,

bunt und er versteht.

Untot

Als der Sturm das Meer liebkoste

und das Boot in Seenot kam.

Da saßt du im trocknen Hause,

laßt die Zeitung und du pfiffst.

Doch, im tiefsten Innersten,

kalte Stille, graue Leere.

Wärst du doch an Bord gewesen,

hättest es am Leib gespürt.

Wie es ist zu leben, fürchten.

Einmal richtig, im Moment, 

einfach 

sein.

Montag, 8. Mai 2017

Masken

Der Mond hat immer sein böses Lächeln aufgesetzt, 
ist dir das schon mal aufgefallen? 
Egal ob es dir gut oder schlecht geht, ihm ist das egal. 
Er meint er könne von dort oben alles sehen und auch verstehen. 
Doch hat der Mond keine Ohren 
und kann nicht hören was die Menschen sagen, 
er hat keine Hände und kann sie nicht trösten. 
Er hat auch kein Herz und kann nicht fühlen. 
Doch trotzdem meint er uns zu kennen 
und uns mit diesem Lachen strafen zu müssen. 
Ich ignoriere ihn, seit dem ich verstanden habe, 
dass er nur ein kalter Stein ist. 
Mehr Schein als Sein. 
Masken in der Masse.

Wolkenschwere

Tief ist die Nacht, schwer liegt der Himmel
voll Wolken, die krächzen das Lied 
der tausend Sternlein, die sie verhüllen.
Jahrtausend alte Klumpen Staub, 
erhellen Nacht für Nacht dein Gesicht, 
lassen Falten strahlen und von Erfahrung labern.
Doch du weißt wer du bist, brauchst keine Spiegel
an der Wand nur Bilder, von denen die du liebst. 
Doch heute nur Wolken und du siehst nichts. 
Es gibt Tage, da weinst du
und auch diese Tage brauchst du. 
Es spült die Sorgen weg.
Und dann lachst du wieder, denn die Sterne, 
sie leuchten für dich und weisen einen Weg,
durch tiefe wolkenschwere Nacht.

Montag, 10. April 2017

Schlagzeilen

"Hör mal, wieder ein Mord: Frau brutal hinterrücks erdolcht. Wie schrecklich!"
Gerd schaut von seinem Bierglas auf. "Lass mich raten, ein Ali oder wie die alle heißen. Hat sein Gott ihm gesagt, dass er das machen sollte? Ist doch immer das selbe, da hat die Frau keinen Wert oder höchstens den dreier Schleppkamele. Ich könnte ausrasten!"
"Ja, die sind doch alle so!", Edeltraut blättert die Zeitung um. "Wir lassen Sie hier leben und sie halten sich nicht an die einfachsten Gesetze unseres Herrn. Du sollst nicht töten, sollte doch völlig normal sein."
Mit einem lauten Rülpser stimmt Gerd ihr zu. 
Im Hintergrund läuft das Radio, in dem der Sprecher erst über die politische Lage und Ausschreitungen fachsimpelt und sich dann laut räuspert: 
"Jena. Hans  M. erschlägt im Bierrausch seine Frau. Hans M. hatte wohl 2,8 Promille im Blut, als seine Frau von einem gemütlichen Abend mit Freundinnen nach Hause kommt. Ihr Mann ging wohl von einem Seitensprung aus, dies erklärte er im späteren Verlauf der Polizei. Seine Verteidigung baut auf den extrem erhöhten Alkohlblutwert. Im Moment sind wir von der bloßen Aggression und hinterrücksen Tat mehr als schockiert." 
Das Radio läuft leise, weder Gerd noch Edeltraut hören es. Erst als Helene Fischers neuster Hit durch die Boxen schallt, dreht Edeltraut auf.
"Hol mir mal nochn Bier.", Gerd klopft gemütlich auf seinen Bauch und Edeltraut läuft. Wie immer. 

Donnerstag, 16. März 2017

Zeit

Die Ampel ewig lange roter Farbe, 
wartend mit den Füßen tappen.
Endlich springt die Farbenfolge
und du vergisst die Wartezeit.
Zeit ist ein Konstrukt des Kopfes.
Gefühl das uns den Takt vorgibt.
Doch bist du einfach glücklich,
dann lohnt sich jeder Augenblick.

Mittwoch, 15. März 2017

Grauenhaft

Als der Morgen graute, graute es dem grauen Grafen.
Ergraut war er nicht über Nacht, doch schien es wie ein Wimpernschlag.
Ergraut war nicht nur das holde Haupte, du siehst in ihm was gestern war.
Der Graf mit seinen tristen Träumen, die mächtig sind und doch so alt.
Er sagt das Bunte macht ihm Angst, verschließt die Türe wegen denen.
Die Riegel liegen fest im Schlosse, schiere Sicherheit, doch seine Furcht das wahre Monster, 
ist schon längst in ihm gastiert. Hat sich längst durch ihn gefressen, schreit so laut, er hört 
sonst nichts.
Fremde Meinung, sei ihm wichtig, doch hört er diese einfach nicht. Zu laut das Kreischen
Und das Toben, in dem ach so grauen Haupt. Die Sorge um den Schlüssel riesengroß, 
vor der Welt, zum greifen nahe,  die draußen liegt.
Würd er doch nur, einen Spalt, die Türe öffnen. Könnte riechen, schmecken, sehen diese Welt.
Wer weiß, vielleicht würde das Monster, weichen und ihn hören lassen.
Doch so lebt der graue Graf im Schlösslein Grau in Grauenhaft.

Montag, 23. Januar 2017

Das Leid des Lieds des Alltäglichen - oder wie ich aus einer Mücke einen Elefanten machen kann obwohl Elefanten viel lieber Mücken wären und umgekehrt


Die Sonne ging auf. Tiefer Schmerz liegt auf seinem Herzen. Zeigt ihm, wie es ist, wenn sich eine kalte Hand um den wichtigsten Muskel in seinem Körper legt.
Erst gestern dachte er, dass dieses Gefühl nie wiederkommen würde. Doch da war das Leben erbarmungslos.
Was hat er denn, würdet ihr fragen. Kann man da nichts machen, würdet ihr verzweifelt in die Tasten hämmern und die Suchmaschine zu hunderttausend Ergebnissen zwingen, nur um zu sehen, dass ihr da nichts machen könnt.
Sein Lieblingspudding war im Kühlschrank abgelaufen. Schweren Herzens riss er trotzdem die Alufolie des Bechers weg, fuhr langsam mit dem Löffel in die vanillefarbene Masse.
Gestern hatte er es überlebt, als er das heruntergefallene Stück Schokolade gegessen hatte. Heute würde er den abgelaufenen Pudding überleben. Er lacht der Gefahr ins Gesicht... Jeden Tag lauern Gefahren auf uns. Wir können klein beigeben. Oder einfach damit leben.
Die Sonne geht unter, nur um wieder aufzugehen und uns neue Abenteuer zu bringen.